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  • Universitätsgebäude am Wittelsbacherplatz, Würzburg. (Foto: Robert Emmerich)
Lehrstuhl für Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen - Sonderpädagogik I

Elternarbeit im Schwerpunkt Lernen (Schröder, 2022)

von Anja Schröder

Das Interesse an und der Ausbau der Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule hat in den letzten Jahren insgesamt, aber auch vor allem im Förderschwerpunkt Lernen, erheblich zugenommen. Grund dafür mag sein, dass sich mangelnde Schulerfolge unter anderem auf Differenzen zwischen Schule und Elternhaus zurückführen lassen (Koch 2007).

Die Zusammenarbeit zwischen Eltern und Schule hat das Ziel, eine optimale Bildung und Entwicklung der Schüler*innen zu gewährleisten. Nur mithilfe der Eltern als Experten ihrer Kinder ist eine ganzheitliche Förderung möglich. Textor (2021) ordnet die Familie als wichtigste und einflussreichste Bildungsinstanz ein. Die system-ökologische Theorie von Bronfenbrenner (1981) betont ebenfalls, dass die zwei Systeme Schule und Familie nicht isoliert voneinander betrachtet werden dürfen, da sie in einer dynamischen Wechselbeziehung zueinanderstehen. Der Fokus darauf, zwei verschiedene Welten zu vereinen, ist ein entscheidender Punkt in der Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrkräften.

Im Rahmen der Zulassungsarbeit wurde in Form einer quantitativen Untersuchung im März 2022 eine Studie durchgeführt, bei der konkrete Fragen zur Zusammenarbeit zwischen Eltern und Lehrkräften gestellt wurden. Insgesamt wurde die Meinung von 160 Lehrkräften (65% aus Bayern) aus dem Förderschwerpunkt Lernen zu den Punkten Bedeutung, Herausforderungen, Kontaktformen und der persönlichen Einschätzung in Bezug auf die Vorbereitung auf die Kooperation mit dem Elternhaus erfasst.  

Aus der Studie geht deutlich hervor, dass die Zusammenarbeit mit Eltern für Lehrkräfte an Förderschulen mit dem Schwerpunkt Lernen von großer Bedeutung und Relevanz ist. Allerdings hat sich auch herausgestellt, dass die Kooperation mit Herausforderungen und Schwierigkeiten verbunden sein kann. Bei Betrachtung der Ergebnisse wird deutlich, dass die persönlichen Probleme der Eltern und allgemein das häusliche Umfeld - zusammen mit der Zuverlässigkeit und Erreichbarkeit der Eltern - über 40% der Angaben ausmachen. Darüber hinaus führen bei ungefähr 20% der befragten Lehrkräfte sprachliche Differenzen zu Hindernissen in der Kooperation.

Von besonders hoher Relevanz für den pädagogischen Alltag konnte festgestellt werden, dass die häufigsten, effektivsten und von Eltern am meisten wahrgenommenen Formen des Kontaktes die geplanten Gespräche (außerhalb der Sprechtage: z.B. E-Mail, Telefonate) und informelle Schreiben (z.B. im Hausaufgabenheft/Mitteilungsheft) sind. Diese beiden Formate verlangen hohe Flexibilität und Engagement der Lehrkräfte.

Darüber hinaus wurde außerdem nach der Einschätzung der persönlichen Kompetenzen in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Eltern gefragt. Hierbei schätzte sich Großteil der Befragten als sehr kompetent ein. Allerdings stellte sich dabei heraus, dass sich die Kompetenz erst im Laufe der Berufsjahre entwickelt habe. Die Teilnehmer*innen waren sich einig, dass die universitäre Ausbildung zu diesem wichtigen Themenfeld leider nur einen unzureichenden Beitrag leistet.

Bei der Zusammenarbeit im Schulalltag ist zu beachten, dass diese nicht als Pflicht und Zwang, sondern als ein Angebot gestaltet wird. Eltern sollen das Gefühl bekommen, dass sie als Experte ihrer Kinder wahr- und ernstgenommen werden und die ganzheitliche Förderung des Kindes im Mittelpunkt steht. Die Kooperationsbereitschaft und der Aufbau einer Vertrauensbasis werden als Schlüssel einer effektiven und förderlichen Zusammenarbeit gesehen. Dies setzt viel Geduld, Feingefühl und Engagement der Lehrkräfte voraus.