Intern
Lehrstuhl für Pädagogik bei geistiger Behinderung

Zur Rolle des Sozialdienstes von WfbMs in der teilhabeorientierten unterstützten Entscheidungsfindung bei der Förderung des Übergangs von Werkstattbeschäftigten auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt – eine explorative qualitative Studie

Doktorand

Matthias Kraus (Kontakt)

 

Mentorat

1. Prof. Dr. Christoph Ratz (Kontakt)

2. Prof. Dr. Roland Stein (Kontakt)

 

Motivation

Insbesondere der Sozialdienst, dem gerade in WfbM im Schwerpunkt geistige Behinderung eine weitreichende koordinative und verantwortungsvolle Entscheidungsfunktion zukommt, ist vor die Aufgabe gestellt, den „Übergang geeigneter Personen auf den allgemeinen Arbeitsmarkt durch geeignete Maßnahmen“ (SGB IX, § 219) zu fördern. Im bisherigen Gang der sonderpädagogisch relevanten Forschung fehlt allerdings eine Berücksichtigung der Konzepte, Methoden, Wirkungen und Perspektiven des Sozialdienstes.

Dabei gerät die WfbM aufgrund dauerhaft sehr geringer Übergangsquoten zunehmend in die Kritik – verbunden mit dem Vorwurf mangelhafter Vermittlungsbemühungen. Steht doch die Mehrheit der Beschäftigten behinderungsbedingt und aufgrund institutionell-konzeptioneller Faktoren in einem starken Abhängigkeitsverhältnis gegenüber dem Entscheidungsverhalten des Sozialdienstes.

Im Kern erfordert das Übergangsmanagement indes einen diffizilen kollaborativen Entscheidungsfindungsprozess, dessen Gelingen, vor allem bei Vorliegen wechselseitiger Verständnis- und Verständigungsprobleme, an die Erfüllung komplexer Anforderungen an die individuelle Fachkompetenz geknüpft zu sein scheint.

Wenn dem gebotenen professionellen Handeln des Sozialdienstes im Übergang auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt der Qualitätsanspruch einer wertgeleiteten, evidenzorientierten und methodisch kontrollierten nachschulischen Sonderpädagogik zugrunde gelegt wird, entstehen jene Fragestellungen, denen sich die Studie fokussiert zuwendet.

 

Projektziele

Die Hauptforschungsfrage nach der Gestaltung des Übergangsmanagements „WfbM/Allgemeiner Arbeitsmarkt“ durch den Sozialdienst von WfbM im Schwerpunkt geistige Behinderung konkretisiert sich in zwei eingegrenzten Unterfragestellungen:

  • „Welches aufgabenbezogene professionelle Rollenverständnis liegt dem Übergangsmanagement zugrunde?“
  • „Welche handlungsleitenden Strategien finden bei der Einschätzung der Arbeitsmarkteignung Anwendung?“

Die auf diesem Wege zustande kommenden Ergebnisse sollen zur Klärung einer bisher kaum hinterfragten Assistenzdimension beitragen und in der Konsequenz einen lange vernachlässigten kritischen Fachdiskurs um Risiken und Entwicklungschancen im Handlungsfeld eröffnen helfen.

 

Methodisches Vorgehen

Aufgrund der bestehenden Forschungslücke, der Art der Fragestellung und der Komplexität des Gegenstandes wählt die Untersuchung methodologisch naheliegend ein explorativ-qualitatives Design. In diesem Zuge knüpft sie – in Teilaspekten eine inhaltliche Balancierung anstrebend – vom Erkenntnisinteresse her komplementär an die Arbeit von Friedrich (2006) zum Entscheidungsverhalten von Werkstattbeschäftigten im Übergang auf den Allgemeinen Arbeitsmarkt an.

Die Datenerhebung erfolgt anhand von 20 teilstrukturierten qualitativen Interviews mit Expert*innen des Sozialdienstes und zielt auf deren besonderes Deutungs- und Prozesswissen zum Zweck einer ersten Erschließung des Feldes. Aus den Grundmustern subjektiver Wahrnehmungen werden bewusst zugängliche Haltungen, Einstellungen und Arbeitsprinzipien im Rahmen einer strukturierenden und ordnenden inhaltsanalytischen Auswertung herausgearbeitet und abschließend in eine empirisch begründbare Typenbildung überführt.

 

Voraussichtlicher Abschluss

September 2025