Zusatzqualifikation
Sonderpädagogische Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte an beruflichen Schulen
Sonderpädagogische Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte an beruflichen Schulen
Spezielle weiterbildende Studien „Sonderpädagogische Zusatzqualifizierung für Lehrkräfte an beruflichen Schulen“
Hintergrund
Mit dem Schulversuch „IBB - Inklusive Berufliche Bildung in Bayern“ wurde in den Schuljahren 2012/13 bis 2015/16 von der Stiftung Bildungspakt Bayern in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst erstmals systematisch untersucht, welche organisatorischen, personellen und unterrichtsbezogenen Maßnahmen sowie spezifischen didaktisch-methodischen Vorgehensweisen notwendig und sinnvoll sind, um Schülerinnen und Schülern in den sonderpädagogischen Förderschwerpunkten Lernen sowie emotional-soziale Entwicklung eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsangebot der Regelschule zu ermöglichen. Hierzu wurden an neun Standorten in Bayern Kooperationen zwischen je einer allgemeinen Berufsschule und einer Berufsschule zur sonderpädagogischen Förderung geschlossen.
Der Lehrstuhl für Sonderpädagogik V der Julius-Maximilians-Universität Würzburg übernahm hierfür von 2013 bis 2015 die wissenschaftliche Begleitung. Als ein wegweisendes Ergebnis für die künftige Gestaltung eines stärker inklusiven beruflichen Schulsystems in Bayern wurde aus den Forschungsergebnissen der systematische Kompetenztransfer zwischen allen beteiligten Professionen im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen herausgearbeitet (vgl. Stein, Kranert & Wagner 2017). Hieraus entwickelte der Lehrstuhl für Sonderpädagogik V in enger Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Bildung und Wissenschaft sowie der Stiftung Bildungspakt Bayern die nachfolgende Konzeption.
Zielsetzung
Im Rahmen der weiterbildenden Studien sollen Lehrkräfte an Beruflichen Schulen eine sonderpädagogische Basisqualifizierung erwerben. Fokussiert werden dabei die beiden sonderpädagogischen Förderschwerpunkte emotional-soziale Entwicklung sowie Lernen. Das Kernziel besteht darin, auf dieser Grundlage sonderpädagogisch relevante Probleme und entsprechende Förderbedarfe beurteilen sowie dem entsprechende Unterstützungsmaßnahmen abrufen zu können. Die Maßnahme ersetzt explizit nicht die deutlich vertiefte Kompetenz und die Funktion von genuin qualifizierten Lehrern für Sonderpädagogik bzw. Studienräten im Förderschuldienst.
Organisatorischer Rahmen
Die Weiterbildung wird berufsbegleitend angeboten und umfasst folgende Eckpunkte:
· Ein Präsenztag pro Woche an der Universität Würzburg
o Freistellung der Lehrkräfte für diesen Tag durch die Berufliche Schule
· Die weiterbildenden Studien umfassen 60 ECTS
o 34 Semesterwochenstunden über vier Semester
· Die Studierendengruppe umfasst etwa 10 Lehrkräfte für Berufliche Schulen pro Jahrgang
o Einstieg ist jeweils zum Wintersemester möglich
· Der Abschluss der Weiterbildung erfolgt mittels einer qualifizierenden Arbeit
o Dokumentation mittels eines Universitätszertifikates
· Der Start der Zusatzqualifizierung erfolgte zum Wintersemester 2016/2017
Qualifikationsziele
Die Qualifikationsziele der sonderpädagogischen Zusatzqualifizierung umfassen:
· die grundlegende Auseinandersetzung mit ausgewählten sonder- und heilpädagogischen Fragestellungen und ihre kritische Reflexion vor dem Hintergrund der eigenen Unterrichtspraxis,
· die Kenntnisse von Bedingungsfeldern und Erklärungsansätzen für verschiedene Formen von Verhaltensauffälligkeiten und Lernbeeinträchtigungen sowie den damit verbundenen sonderpädagogischen Handlungserfordernissen,
· die reflektierte Analyse von Lehr- und Lernprozessen an beruflichen Schulen unter Berücksichtigung von Auffälligkeiten des Verhaltens, Erlebens und Lernens als Grundlage für eine individuelle Förderplanung
· die Weiterentwicklung des eigenen methodisch-didaktischen Repertoires unter Berücksichtigung sonderpädagogischer Fragestellungen,
· die Kenntnisse von empirisch fundierten Gelingensbedingungen und Konzepten eines inklusiven Unterrichts an beruflichen Schulen verbunden mit einem Handlungswissen für die Unterrichtsgestaltung, welche ein gemeinsames Lernen von Lernenden mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf ermöglicht,
· die theoriegeleitete und praxisorientierte Erschließung von Formen sonderpädagogischer Unterstützung, Beratung und Begleitung junger Menschen in beruflichen Handlungsfeldern.
Profilbildend ist das projektorientierte Lernen der Studierenden, welches eine fortdauernde kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Unterrichtspraxis auf Basis der Sonderpädagogik als Wissenschaft anregt, um die aktuelle bildungspolitische Entwicklungslinie der Inklusion auch im beruflichen Schulsystem wissenschaftlich-fachlich fundiert unterstützen zu können.
Curriculum
Das Curriculum enthält eine inhaltliche Struktur, die vom Konzept des Blended Learning mit Präsenz- und e-learning-Anteilen ausgeht. Es nutzt Ressourcen der Universität Würzburg, des dortigen Instituts für Sonderpädagogik und des Lehrstuhls sowie spezifische Veranstaltungen für die Fortbildungsgruppe.
Das Konzept umfasst Inhalte aus den beiden sonderpädagogischen Fachrichtungen – Pädagogik bei Verhaltensstörungen wie auch Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen. Dabei ist das Volumen für den Kontext Verhaltensstörungen leicht erhöht, da es hierbei aufgrund der vorliegenden Forschungsdaten aus Beruflichen Schulen um Praxisprobleme mit größerem Herausforderungsgrad geht.
Im Rahmen eines Blended-Learning-Konzeptes soll eine Entlastung der Ressourcen der Lehrkräfte und des Schulsystems erfolgen, indem die Konstruktion so erfolgt, dass – trotz eines wegen der angestrebten Fachlichkeit erforderlichen dezidierten Curriculums – lediglich ein Präsenztag an der Universität Würzburg vorgesehen ist, der zudem über Winter- und Sommersemester hinweg als gleicher Wochentag erscheint, um den Spezifika des Schulsystems entgegenzukommen.
Studienjahr 1: Präsenztag Donnerstag
Studienjahr 2: Präsenztag Dienstag
Die zu erbringenden Leistungsnachweise in den einzelnen Modulen variieren. Neben Klausur und Referat kann dies auch über eine mündliche Gruppenprüfung oder das Erstellen eines Portfolios erfolgen (vgl. Studien- und Prüfungsordnung).
Zulassungsvoraussetzungen
Die sonderpädagogische Zusatzqualifizierung richtet sich an Lehrkräfte mit der Befähigung für das Lehramt an beruflichen Schulen. Der Zugang zu dem Angebot setzt den Nachweis voraus über:
· die bestandene Zweite Lehramtsprüfung für das Lehramt an beruflichen Schulen gemäß LPO II vom 28. Oktober 2004 (GVBl. S. 428, BayRS 2038-3-4-8-11-K) in der jeweils geltenden Fassung oder einen vergleichbareren Abschluss
· ein erziehungswissenschaftliches Studium im Umfang von mindestens 20 ECTS
· eine mindestens dreijährige Lehrtätigkeit an beruflichen Schulen
Bewerbung zum Studienbeginn Wintersemester 2023 / 2024
Das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus wählt über ein schulinternes Bewerbungsverfahren geeignete Lehrkräfte an beruflichen Schulen aus und ermöglicht ihnen dadurch eine Teilnahme an den Weiterbildenden Studien.
Des Weiteren ist eine Bewerbung um einen Studienplatz an der Universität Würzburg erforderlich. Diese erfolgt über ein Bewerbungsportal, welches Sie ab ca. Ende Mai unter folgendem Link erreichen werden:
Bitte wählen Sie als angestrebten Abschluss „Universitäts-Zertifikat“ aus.
Die Frist für die Onlinebewerbung und Zusendung der geforderten Unterlagen ist der 15. Juli 2023.
Über das Ergebnis Ihrer Bewerbung werden Sie rechtzeitig nach Bewerbungsschluss, spätestens bis zum 28.07.2023 informiert.
Bei weiteren Fragen steht Ihnen zur Verfügung:
Antje Tiemann
Lehrkraft für besondere Aufgaben, StRin FS
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Fakultät für Humanwissenschaften
Institut für Sonderpädagogik
Lehrstuhl für Sonderpädagogik V
Wittelsbacherplatz 1
97074 Würzburg
Tel.: 0931 / 31-87157
Sekr.: 0931/31-84829
E-Mail: antje.tiemann@uni-wuerzburg.de
Hans-Walter Kranert
Akademischer Oberrat
Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Fakultät für Humanwissenschaften
Institut für Sonderpädagogik
Lehrstuhl für Sonderpädagogik V
Wittelsbacherplatz 1
97074 Würzburg
Tel.: 0931/31-86111
Sekr.: 0931/31-84829
E-Mail: hans.kranert@uni-wuerzburg.de