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    Pädagogik bei Verhaltensstörungen

    Gestaltarbeit

    Pädagogische Gestaltarbeit und Gestaltberatung

    Prof. Dr. Roland Stein & Pierre-C. Link

    Gestaltpädagogik ist eine der bedeutenden Strömungen Humanistischer Psychologie, wurde jedoch bisher, etwa im Vergleich zum personenzentrierten Lernen nach Carl Rogers, in der Pädagogik und Sonderpädagogik eher wenig berücksichtigt. Dieser Ansatz basiert auf der Gestalttherapie und Gestalttheorie und geht auf Fritz und Laura Perls zurück. Er kann gerade für die Pädagogik bei Verhaltensstörungen interessante Impulse bieten. Im Rahmen eines insbesondere theorieorientierten Programms wird daher versucht, das Konzept einer pädagogischen Gestaltarbeit in die Diskussion einzubringen und zugleich weiterzuentwickeln. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Beratung, auch im Hinblick auf die konkrete sowie konzeptionelle Arbeit der dem Lehrstuhl angegliederten Sonderpädagogischen Forschungssstelle zu Beratung in der Erziehungshilfe.

    Bisherige Arbeiten und Veröffentlichungen:

    Kleber, E.W. & Stein, R. (2001). Lernkultur am Ausgang der Moderne. Baltmannsweiler: Schneider.

    Stein, R. (2003): Gestalt und Beziehungen. Gedanken zur Pädagogik bei Verhaltensstörungen aus gestalttheoretischer Sicht. In: M.A. Vernooij & M. Wittrock (Hrsg.): Beziehung(-s) Gestalten (S. 65-76). Oldenburg: Universität.

    Stein, R. (2004a). Gestaltpädagogischer Ansatz. In: M.A. Vernooij & M. Wittrock (Hrsg.): Verhaltensgestört. Perspektiven, Diagnosen, Lösungen im pädagogischen Alltag. Paderborn: Schöningh. 129-149.

    Stein, R. (2004b). Verhalten als subjektive Sinn-Gestalt. In: S. Kannewischer, M. Wagner, C. Winkler, W. Dworschak u.a. (Hrsg.): Verhalten als subjektiv-sinnhafte Ausdrucksform (S. 63-77). Bad Heilbrunn/Obb.: Klinkhardt.

    Stein, R. (2005): Einführung in die pädagogische Gestaltarbeit - und die gestalttheoretische Sicht von Störungen. Baltmannsweiler: Schneider.

    Stein, R. (2008). Gestaltorientierte Prävention und Intervention. In Gasteiger-Klicpera, B., Julius, H. & Klicpera, C. (Hrsg.): Sonderpädagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung. Handbuch der Sonderpädagogik, Bd.3. Göttingen: Hogrefe. 541-554.

    Stein, R. (2012). Beratung als Aspekt sonderpädagogischer Professionalität. Skizze einer Baustelle – am Beispiel des Kontextes Erziehungshilfe. In: Zeitschrift für Heilpädagogik 63 (7), 279-286.

    Stein, R. (2023). Gestalt und Sonderpädagogik. In: Schübel, T. (Hrsg.): Perspektiven der Gestaltpädagogik. Neue Ideen für zukunftsfähige Bildung und Erziehung. Gevelsberg: EHP. 293-305.

    Kurzdarstellung "Lernkultur"

    Schule lebt vielleicht deshalb weiter, weil die Betroffenen, die Kinder und Jugendlichen, sie wollen – aber ganz sicher deshalb, weil Ideen, die ihr Dasein begründeten, noch längst nicht konkret durch bessere abgelöst werden können. In einer Zeit, in der allenthalben von Schulkultur, Organisationsentwicklung und Qualitätsmanagement die Rede ist, tritt auch der Begriff der Lernkultur in den Vordergrund. Es ist an der Zeit, Lernkultur über die rein anthropozentrische Orientierung am Menschen hinauszudenken – hin zu einer Lernkultur als lebenssystemorientierter Lebendigkeit. Es ist auch an der Zeit, jenseits aller postmodernen Beliebigkeit Verantwortung für die Entwicklung von Lernkulturen zu übernehmen, die von Selbstgestaltung, Demokratie und Vitanität geprägt sind: Selbst-Orientierung, Gemeinschafts-Orientierung sowie Lebens-System-Orientierung.

    Das Buch „Lernkultur am Ausgang der Moderne“ (Eduard W. Kleber & Roland Stein, Baltmannsweiler 2001) sollte zum Beginn des 21. Jahrhunderts für Leserinnen und Leser, insbesondere für professionelle Pädagoginnen und Pädagogen, ermutigende Vorschläge sammeln – zur Schaffung je eigener Lernkulturen. Dabei werden insbesondere die beiden großen Repädagogisierungs-Phasen des 20. Jahrhunderts kritisch auf ihre Beiträge für Lernkultur am Ausgang der Moderne hin beleuchtet:

    • zum einen die Reformpädagogik,
    • zum anderen die Humanistische Pädagogik.

    Auch maßgebliche Vorläufer, Ausläufer und Querdenker an den Rändern beider Strömungen fanden Berücksichtigung.

    Was bleibt von diesen Repädagogisierungs-Ideen am Ausgang der Moderne und vielleicht für das Danach? – Im Gesamtbild entsteht ein Kaleidoskop von Ideen, Konzepten, Gedanken, die zukunftsfähig sein könnten für die Gestaltung eines lebendigen Lernens. Selbstgestaltung, Demokratie und Vitanität sind zwanzig Jahre später umso bedeutsamer geworden.

    Kurzdarstellung "Pädagogische Gestaltarbeit"

    Gestaltpädagogik ist eine der bedeutenden Strömungen Humanistischer Psychologie, wurde jedoch bisher, etwa im Vergleich zum personenzentrierten Lernen nach Carl Rogers, in der Pädagogik und Sonderpädagogik eher wenig berücksichtigt. Dieser Ansatz basiert auf der Gestalttherapie und Gestalttheorie und geht auf Fritz und Laura Perls zurück. Er kann gerade für die Pädagogik bei Verhaltensstörungen interessante Impulse bieten. Im Rahmen eines insbesondere theorieorientierten Programms wird daher versucht, das Konzept einer pädagogischen Gestaltarbeit in die Diskussion einzubringen und zugleich weiterzuentwickeln. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei der Beratung, auch im Hinblick auf die konkrete sowie konzeptionelle Arbeit der dem Lehrstuhl angegliederten Sonderpädagogischen Forschungsstelle zu Beratung in der Erziehungshilfe (SFBE).

    Pädagogische Gestaltarbeit zählt zu den Konzepten der Humanistischen Pädagogik und umfasst die Arbeitsbereiche der Gestaltpädagogik sowie der gestaltorientierten Beratung, Supervision und Organisationsentwicklung. Sie bietet mit ihrer Orientierung am Erleben im „Hier und Jetzt“ ein ganz eigenes Herangehen an pädagogische Fragestellungen und Herausforderungen. Das Buch „Einführung in die pädagogische Gestaltarbeit“ (Roland Stein, Baltmannsweiler 2005) bietet dazu einen grundlegenden und einführenden Überblick, und es wird zugleich kritisch nach Weiterentwicklungsbedarf und zu wenig ausgeschöpften Po­ten­tialen der pädagogischen Gestaltarbeit gefragt. Ein besonderer Blick richtet sich dabei auf unterschiedlichste Störungen des Lernens und der Entwicklung. Zielgruppen des Buches sind all diejenigen mit dem Interesse, die pädagogische Gestaltarbeit kennen zu lernen: insbesondere Pädagogen in unterschiedlichen Handlungsfeldern, Studierende der Pädagogik, Hochschuldozenten und Erzieher sowie Psychologen.

    Im Rahmen eines Promotionsprojekts am Lehrstuhl Sonderpädagogik V der Universität Würzburg beschäftigt sich seit 2020 Annika Häfelein mit der Frage der Relevanz und Entwicklung eines eigenen gestaltbasierten Beratungskonzepts.