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Lern- und Forschungsstelle des Instituts für Sonderpädagogik Digital

Einführung in H5P

Im Unterricht geht es auch um die Erstellung von digitalen Lernaufgaben. Eine Möglichkeit, um digitale Inhalte wie beispielsweise Quizzes, interaktive Videos oder 360-Grad-Videos zu erstellen, bietet H5P. Im Folgenden werden kurz die fachlichen Grundlagen von H5P genannt, das erstellte Material präsentiert und die Überlegungen zum Einsatz im schulischen Bereich dargelegt.

Interaktive Lehr-Lernmedien dienen der Motivation und ermöglichen im Idealfall bessere Behaltensleistungen bei den Schüler*innen. Damit dies möglich ist, müssen diese von der Lehrkraft gewissenhaft ausgewählt und erstellt, sowie kontextbezogen in den Unterricht eingebunden werden. Die Schüler*innen sollen bei der Bearbeitung zur Selbsttätigkeit aufgefordert werden. Die Funktion der interaktiven Lehr-Lernmaterialien umfasst ein breites Spektrum, beispielsweise Übung, Wiederholung, Problemlösen oder Wissensüberprüfungen. Eine Möglichkeit der Verwendung von digitalen Inhalten im Schulalltag sind Learning Management Systems (LMS). So ist interaktiver Unterricht möglich. Durch den Einsatz der H5P Software können verschiedene digitale Aufgabenformate in Learning-Management-Systeme eingebettet werden. Dadurch ist zu sehen, wie vielfältig digitale Unterrichtsmaterialen sein können.

H5P ist eine kostenlose Open Source Software, die es jedem ermöglicht, interaktive Inhalte zu erstellen, zu veröffentlichen und zu teilen. H5P steht für „HTML5-Package“. Das bedeutet, dass der Software die aktuelle HTML-Version zugrunde liegt. Den Nutzerinnen und Nutzern stehen mehr als 40 verschiedene Inhaltstypen im Rahmen von H5P zur Verfügung (Hankele-Gauß 2023). Eine nach Funktionen gegliederte Übersicht gibt die folgende Tabelle, die in Anlehnung an Hirsch 2023 erstellt wurde:

Tab. 1: Übersicht der verschiedenen Tools (nach Hirsch 2023)

Fokus Audio & Video

Fokus Bild

Üben & Festigen

Präsentieren

Entwickeln & Spielen

Audio Recorder

Agamotto

Arithmetic Quiz

Accordion

Arithmetic Quiz

Branching Scenario

Collage

Dialog Cards

Agamotto

Audio Recorder

Dialog Cards

Drag and Drop

Dictation

Chart

Branching Scenario

Dictation

Find the hotspot

Drag and Drop

Collage

Documentation Tool

Video

Guess the answer

Drag the words

Column

Find the words

 

Image Hotspot

Essay

Course Presentation

Guess the answer

 

Image Juxtaposition

Fill in the blanks

Iframe embedder

Iframe embedder

 

Image Pairing

Find the words

Image Hotspots

Image Sequencing

 

Image Sequencing

Flashcards

Image Juxtaposition

Memory Game

 

Image Slider

Image Pairing

Image Slider

Personality Quiz

 

Memory Game

Mark the words

Timeline

Virtual Tour

 

Virtual Tour

Multiple choice

Virtual Tour

 

 

 

Quiz

 

 

 

 

Summary

 

 

 

 

True False Question

 

 

 

 

Video

 

 

In den folgenden Abschnitten wird auf drei ausgewählte Tools von H5P genauer eingegangen und jeweils durch ein von uns beispielhaft erstelltes Material genauer dargestellt. Zu betonen ist allerdings, dass dies nur eine aus einer Vielzahl von Varianten ist, wie man die jeweiligen Tools nutzen kann. Alternativ sind auf der Übersicht von Hirsch 2023 zu jedem Inhaltstyp ein Beispiel und einen zugehörigen Screencast zur Erstellung dessen zu finden.

Image Hotspots

Das erste Tool ist “Image Hotspots”. Dabei handelt es sich um ein Bild, das mit Hotspots ausgestattet ist, welche beim Anklicken weitere Informationen zum Inhalt des Bildes anzeigen. Das kann beispielsweise eine Definition, eine Audiodatei, ein Erklärvideo oder noch weitere Abbildungen sein. Das erste Tool ist “Image Hotspots”. Dabei handelt es sich um ein Bild, das mit Hotspots ausgestattet ist, welche beim Anklicken weitere Informationen zum Inhalt des Bildes anzeigen. Das kann beispielsweise eine Definition, eine Audiodatei, ein Erklärvideo oder noch weitere Abbildungen sein. Anhand des Beispielmaterials, welches zum Thema Wasserkreislauf gehört wird das Tool genauer beschrieben. Auf dem Bild ist ein Schema des Wasserkreislaufs zu sehen und durch die angelegten Hotspots können die einzelnen Schritte dieses Ablaufes angezeigt werden (Verdunstung, Kondensation, Niederschlag und Versickerung). Diese Begriffe erscheinen bereits, wenn der Cursor über den individuell gestalteten Hotspot bewegt wird. Beim Anklicken der Hotspot öffnet sich ein separates kleines Fenster mit einer Definition.Das Tool ermöglicht außerdem eine Art Wissenskontrolle, indem sich vor Anklicken der Hotspots selbst Gedanken für eine Erklärung gemacht werden und erst danach die gegebene Beschreibung gelesen wird. Ein weiterer Vorteil dabei ist, dass die Schüler*innen ihre eigene Antwort direkt auf Richtigkeit prüfen können, ohne dabei unbedingt auf die Lehrkraft angewiesen zu sein. Auch für den DaZ-Unterricht kann solch ein interaktives Bild eine spielerische Art und Weise bieten, den Wortschatz der Kinder zu erweitern und zu üben.

Hier gehts zu einem Beispiel zu den 4 Jahreszeiten von Nele Hirsch

Interaktive Video

Interactive Video ist ein Video mit Elementen, die den dargestellten Inhalt um weitere Informationen in Form von digitalen Texten, Grafiken, Audio- und Videodateien, Links, Referenzen usw. ergänzen. An verschiedenen Stellen im Video können weiterhin Fragen platziert werden, die die Lernenden beantworten müssen, um das Video weiterschauen zu können. Beim erstellten Beispielvideo wurde das Thema der Mülltrennung in Form eines Erklärvideos thematisiert. Dazu wurde das folgende Beispielvideo modifiziert: Beispielvideo Mülltrennung und wird bei H5P per iframe eingebunden. Das Video sollte wird im Beispiel drei Mal unterbrochen, um bisherige Inhalte über die korrekte Mülltrennung zu wiederholen und gleichzeitig zu festigen. Die Schüler*innen müssen beispielsweise Abfallsorten den richtigen Mülltonnen durch drag-and-drop zuordnen. Die Schüler*innen sind durch das Stoppen bzw. durch die Zwischenfragen dazu aufgefordert aufmerksam die Inhalte des Videos anzuschauen. Auch hier ist wieder durch die spielerische Gestaltung eine höhere Motivation bei den Schüler*innen zu erwarten. Zudem lässt sich auch bei diesem Tool eine weitreichende Differenzierung einrichten, indem z.B. mehr oder weniger Zwischenfragen auf verschiedenen Wissensniveaus eingefügt werden. Der große Vorteil bei diesem Tool ist es, dass Videos nicht selbst erstellt werden müssen, sondern auf vorhandene Inhalte zurückgegriffen werden kann.

Hier gehts zu einem Beispiel eines Interaktiven Videos: Beispiel Interaktives Video Nele Hirsch

Branching Scenario

Die Aufgabe beim Branching Scenario ist es, aus mehreren Optionen zu wählen, und somit zu entscheiden, was als nächstes angezeigt wird. Im Folgenden Beispiel geht es um, Handlungsentscheidungen im Fall eines Streites, den man als Außenstehender mitbekommt. Das heißt, die Schüler*innen sollen durch das Tool eine Streit-Situation durchspielen können, um zu erkennen, wie man sich in solchen Situationen am besten verhalten sollte. Im folgenden Sachverhalt streiten sich zwei Kinder in der Pause um die Verwendung des Klassenballs. Maxi möchte gerne Fußball spielen und Lara lieber den Ball hin und her werfen. Der Schüler, der das Szenario bearbeitet, ist derjenige, der den Streit in der Pause sieht. Das Kind wird so direkt einbezogen und soll versuchen zwischen Lara und Maxi zu vermitteln. Ziel ist es eine gemeinsame Lösung zu finden. Durch ein kleinschrittiges Vorgehen bei den Entscheidungsoptionen wird die Situation für Kinder nachvollziehbarer. Außerdem wird nach jeder gewählten Option eine Rückmeldung gegeben, was die Entscheidung bewirkt hat und somit auch, ob es eine gute oder eher schlechte Wahl war, die getroffen wurde. Dies soll den Schüler*innen einen Anlass zur Reflexion der getroffenen Entscheidungen geben. Alternativ kann das Branching Scenario auch zur Gestaltung einer interaktiven Geschichte genutzt werden, in der es je nach Auswahl eines Entscheidungszweiges unterschiedlich weitergeht. Auf diese Art und Weise kann bei den Schüler*innen das Interesse zum Lesen geweckt werden, da sie möglicherweise neugierig werden, wie die Geschichte weitergeht. Im besten Fall wollen sie wissen, was eine andere Auswahl bewirkt hätte und um das herauszufinden, wird die Geschichte mehrmals gelesen. So wird nebenbei die Lesekompetenz gefördert.

Hier gehts zu einem Beispiel zu den eines Branching Szenarios bei Nele Hirsch

Wichtig bei der Erstellung von H5P Inhalten, wie auch bei den analogen Unterrichtsmaterialien, ist die Passung für die Lernziele, die Lerngruppe und die Rahmenbedingungen (Hirsch 2017, 13f.). Vor der Erstellung sollte man sich ausreichend Gedanken zur Umsetzung und den Ansprüchen an das Material machen. Gerade an der Förderschule sollte Wert auf die Rhythmisierung von Materialien gelegt werden. Dies hilft den Schüler*innen bei der selbstständigen Bearbeitung und gibt ihnen Struktur. Auch die Visualisierung von Lerninhalten spielt eine große Rolle. Diese beiden Prinzipien sollten auch bei der Erstellung von digitalen Materialien beachtet und umgesetzt werden (Schulze 2020, 156).

Viele der aktuellen Schüler*innen benutzen in ihrem Alltag eine Vielzahl von verschiedenen digitalen Medien. Oftmals sind ihnen zwar viele, aber nicht alle Funktionen bekannt. Gerade Schüler*innen aus sozio-ökonomischen Gefährdungslagen, die evtl. keinen täglichen Zugang zu den verwendeten Medien haben, fehlt die Übung und das Wissen zur kompetenten Nutzung. So ist es wichtig, gemeinsam mit allen Lernenden die Bedienung z.B. verschiedener Funktionen, etc. zu besprechen, um eine Benachteiligung zu vermeiden (Schulze 2020, 155). Wenn die Nutzung der digitalen Medien im Schulalltag stattfindet und dadurch die Kompetenzen der Schüler*innen gefördert werden, bereichert dies den Unterricht. Auch für weiter Bildungswege im Rahmen einer Ausbildung oder eines Studiums ist es für die Schüler*innen sehr hilfreich, wenn sie die Tools schon bedienen können. Bei der Erstellung von H5P Inhalten ist es ein großer Vorteil, dass einmal erstellte Inhalte erneut hochgeladen werden können und diese erweitert oder vereinfacht werden können. So können leicht Materialien für heterogene Lerngruppen erstellt werden. Um dies konkret zu illustrieren, betrachten wir das erstellte Material Wasserkreislauf als Image Hotspots. Neben der beschrieben Darstellungsmöglichkeit mit vier kurzen Erzähltexten ist es auch möglich, für die Erklärung der einzelnen Phasen kurz Videosequenzen als Erläuterung zu ergänzen. Dies erleichtert Kindern mit DaZ oder LRS das Lernen der neuen Inhalte, da sie diese auditiv statt visuell präsentiert bekommen. Zudem können für schnellere Kinder längere und komplexere Textabschnitte angeboten werden oder sogar nur ein Lückentext, der aus dem Vorwissen gefüllt werden soll. Diese Vielfalt zur Gestaltung desselben Bildungsinhalts mit einem H5P-Inhaltstyp zeigt die Möglichkeiten, mit denen auf die Bedürfnisse der Schüler*innen eingegangen werden kann. Zudem ist über H5P Inhalte eine schnelle Rückmeldung mit Feedback zur bearbeiteten Aufgabe an die Schüler*innen möglich. Je nach Einstellung und Freischaltung können sie die Möglichkeit bekommen, einzelnen Eingaben zu verbessern oder die ganze Aufgabe erneut zu bearbeiten.

Der Anstoß zur Entwicklung der Software H5P entstand 2013 in Norwegen mit dem Wunsch nach einer technischen Lösung für die bessere Verbreitung der freien Bildungsinhalte der Norwegian Digital Learning Arena. Inzwischen wird die Software durch private und öffentliche Organisationen finanziert. Schon bei der Entwicklung der Software wurde darauf geachtet, diese nach den Bedürfnissen der Lehrende und Lernende auszurichten. So entstand die intuitive Bedienbarkeit, für die keine speziellen technischen Fortbildungen nötig sind (Hirsch 2017, 4). Die Erstellung von H5P- Material ist entweder über Einstieg H5P (https://einstiegh5p.de/), direkt auf der H5P Website möglich oder als Plugin auf den Websites Moodle, Wordpress und Drupal (Hirsch 2017, 6). Nach Registrierung hat man Zugriff auf die H5P-Eingabemaske und kann entweder neue Inhalte erstellen oder bereits erstellte Inhalte erneut hochladen, um sie zu bearbeiten. Nach der Auswahl des Inhaltstyps, der erstellt werden soll, öffnen sich die dafür benötigten Felder und Funktionen. Bei jedem Inhaltstyp gibt es automatisch eine Navigationstour, in der alle Funktionen kurz erklärt werden und zudem können auch während der Bearbeitung alle Elemente angeklickt werden und dazu spezifische Informationen oder Hilfestellungen eingesehen werden. Ein nachträgliches Ändern des Inhaltstyps ist nicht möglich, aber innerhalb jedes Typs sind viele Möglichkeiten zur Individualisierung, bspw. der Rückmeldung, Schriftgröße, etc. möglich. Nach der Eingabe aller gewünschten Inhalte werden noch die Optionen zum Download und Copyright abgefragt und damit ist der interaktive Lerninhalt erstellt (Hirsch 2017, 7ff.). H5P Inhalte lassen sich zudem beliebig weiterverbreiten und bearbeiten. Eine Möglichkeit des Austauschs erstellter Materialien bietet das Portal „ZUM-Apps“ der Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e.V. (https://apps.zum.de/). Bei diesem handelt es sich um einen Online-Speicher für interaktive H5P Inhalte.

Zu den rechtlichen Grundlagen von H5P schreibt Nele Hirsch 2017:

  • Auch bei H5P-Materialien muss das geltende Urheberrecht beachtet werden. à freie Lizenzierung
  • Empfehlung bei der Materialerstellung zur Weiterverarbeitung: Verwendung der Lizenz CC BY
  • Bei der Nutzung im Rahmen eines „iframes“ entfällt ein Lizenzhinweis
    (Hirsch 2017, 26).

H5P erfordert etwas Einarbeitungszeit und ist nicht ganz so intuitiv bedienbar wie beispielsweise Learningapps.org. Nach der Einarbeitungszeit lassen sich Inhalte Inhalten anschließend zielführend erstellen und umsetzen. Zudem gibt es sehr viele ergänzende Materialien in Form von Erklärungen oder Videos. Da das Ganze kostenlos ist und eine immense Auswahl an Möglichkeiten zur Materialerstellung besteht, ist es eine sehr große Empfehlung zur Erstellung von digitalen Unterrichtsmaterialien im Gegensatz zu einigen kostenpflichtigen Alternativen. Bei der Erstellung muss man aber auch beachten, dass manchmal weniger mehr ist. Durch die unzähligen Möglichkeiten und Optionen kann es schnell passieren, dass man sich an Details verkünstelt. Man sollte also den eigentlichen Zweck des Inhalts, den man gerade erstellt, nicht aus den Augen verlieren. Zudem hat man wie schon erwähnt die Möglichkeit, einmal erstellte Inhalte und Dateien nicht nur extern zu speichern, sondern diese auch anschließend erneut hochzuladen, um sie zu differenzieren, anzupassen oder zu aktualisieren. Es bedarf natürlich einer Einarbeitung in die verschiedenen Tools und auch wir haben noch lange nicht alle Funktionen/ Optionen und Tools getestet und ausprobiert. Aber dennoch sind wir der Meinung, auf Grundlage von H5P können verschiedenste interaktive Inhalte erstellt werden. Dadurch sehen wir, wenn die Inhalte entsprechend eingesetzt werden, eine große Bereicherungsmöglichkeit für den Unterricht.

Abwasserzweckverband (AZV) (2019): Wasserkreislauf leicht erklärt. Online verfügbar: https://www.azv-muldental.de/aktuelles/wasserkreislauf-leicht-erklaert Zuletzt aufgerufen 10.07.2023

Hirsch, Nele (2017) Handbuch H5P. Interaktive Bildungsinhalte erstellen, verbreiten und anpassen. Online verfügbar: https://dariaburger.de/wp-content/uploads/2019/06/H5P-Handbuch.pdf

Hirsch Nele (2023) Interaktive Bildungsmaterialien mit H5P. Online verfügbar: https://h5p.glitch.me/index.html Zuletzt aufgerufen: 04.07.2023

Hankele-Gauß, Madeleine (2023): Ein bisschen wie Zauberei- interaktive Lerninhalte mit H5P. Landesmedienzentrum Baden-Württemberg. Online verfügbar: https://www.lmz-bw.de/statische-newsroom-seiten/ein-bisschen-wie-zauberei-interaktive-lerninhalte-mit-h5p Zuletzt aufgerufen: 04.07.2023

Schulz, Lea (2020). Inklusion und Fernunterricht? In: T. Kantereit (Hrsg.): Hybrid-Unterricht 101. 152-161.