Forschung und Projekte
Abgeschlossene Projekte
Funktionale Diagnostik des Sehens: Modul- und Zertifikatsentwicklung in der Fachrichtung Pädagogik bei Sehbeeinträchtigungen (FDS)
► Gefördert von der Bayerisches Staatsministerium für Unterricht und Kultus
► In Kooperation mit: Sehbehinderten- und Blindenzentrum Südbayern (CVI-Beratungsstelle), Sozialpädiatrische Sehambulanz Mainz
► Projektlaufzeit: 01/2024 - 07/2025
Mit dem Projekt FDS soll die Funktionale Diagnostik des Sehens als eigenständiges Studienmodul für die neue Fachrichtung Pädagogik bei Sehbeeinträchtigungen (Förderschwerpunkt Sehen) in Würzburg konzipiert und implementiert werden. Wesentliche Inhalte sollen die physiologische und klinische Diagnostik des Sehens, die Testadaption visuell orientierter Testverfahren, die Bedingungs- und Interventionsanalytische Diagnostik des Sehens sowie cerebrale Wahrnehmungseinschränkungen (CVI) sei. Um dies konkreter zu fassen, sollen mit Blick auf die Bedingungs- und Interventionsanalytische Diagnostik des funktionalen Sehens folgende Fragen beantwortet werden: Wie lässt sich die Bedeutung der Teilleistungen des Sehens für die einzelne Person bestimmen? Wie kann erfasst werden, was einzelne Personen interessiert, was sie überhaupt sehen will? Wie passt das Sehen zum Lernstil (holistisch, versatil, seriell)? Unter welchen Bedingungen ist eine Person bereit zu lesen? Was spart die Person im Beratungsgespräch aus, weil Sie eine Unvereinbarkeit mit ihrer Behinderung vermutet?
Telematische IRENA Reha-Nachsorge für ophthalmologische Rehabilitand*innen (Tel-O-RENA)
► Gefördert von der DRV (Deutsche Rentenversicherung Bund)
► In Kooperation mit: REGIOMED Rehaklinik Masserberg
► Projektlaufzeit: 11/2022 - 03/2025
Das Vorhaben umfasst eine 24-monatige Produktentwicklung eines barrierefreien, niedrigschwelligen und telematischen IRENA-Nachsorgeprogrammes, welches auf die spezifischen Bedarfe sehbeeinträchtigter ophthalmologischer Rehabilitanden ausgerichtet ist. Mit dem Ziel Teilhabebarrieren dieser vulnerablen Zielgruppe zu reduzieren, werden aus KTL-schlüsselbaren Leistungen bestehende therapeutische Leistungen für eine barrierefreie telematische Darbietung adaptiert und neue Bausteine generiert. Das geplante Projekt umfasst vier Projektphasen mit insgesamt elf Arbeitspaketen, welche von der prozessualen und therapeutischen Konzeptualisierung über die pädagogische Adaption in eine Entwicklungsarbeit übergeht. Unter Berücksichtigung der allgemeinen Voraussetzungen für die Einleitung von Nachsorgeleistungen werden Teilnehmer anhand eines semi-strukturierten Interviewleitfadens bzgl. des therapeutischen Mehrwerts sowie der Teilhabebarrieren befragt. Diese Ergebnisse sollen fortlaufend für die Weiterentwicklung des Prototyps zum finalen Produkt genutzt werden. Als Endprodukt entsteht eine auf sehbeeinträchtige Menschen ausgerichtete digitale Versorgungsplattform nach IRENA-Kriterien.
Konzeption und Implementierung eines webbasierten Weiterbildungsprogramms zu Assistiven Technologien im Kontext Sehen (dMuT)
► Gefördert von der: Akademie für Innovative Bildung und Management Heilbronn-Franken gemeinnützige GmbH
► In Kooperation mit: Nikolauspflege – Stiftung für blinde und sehbehinderte Menschen, Stuttgart
► Projektlaufzeit: 04/2019 - 12/2024
Im Rahmen des Projekts wurde ein modulares webbasiertes Weiterbildungsprogramm entwickelt, welches den Einsatz von Digitalen Medien und Technologien im Unterricht von Lernenden mit einer Sehbeeinträchtigung zum Gegenstand hat. Das Angebot soll insbesondere angehende und berufstätige Lehrkräfte beim Aufbau von digitalisierungsbezogenen Kompetenzen unterstützen und diese Inhalte zielgruppenadaptiert anbieten. Mit dem Projekt wurde außerdem ein didaktisches Konzept für das Lernen auf digitalem Wege entwickelt und erfolgreich erprobt. Das Lernangebot wird gerade durch weitere Lektionen ergänzt, die angehende Schulbegleitungen auf dem Weg in ihre zukünftigte Tätigkeit unterstützen sollen.
Unser wissenschaftliches Leitbild
Körperliche Beeinträchtigung in Wechselwirkung mit einstellungs- und umweltbedingten Barrieren: Die Pädagogik bei Sehbeeinträchtigungen beschäftigt sich mit den Lebensbedingungen von Menschen mit Blindheit, Sehbehinderung oder Sehmehrfachbeeinträchtigung. Wesentliche Schwerpunkte sind vorschulische und schulische Bildungsprozesse, die Anbahnung und Sicherung der beruflichen Teilhabe sowie soziale und kulturelle Aspekte, die das Leben jenseits von Bildung und Arbeit mitbestimmen. Außerdem befasst sich die Pädagogik bei Sehbeeinträchtigungen entlang der eigenen Fachlichkeit mit der Analyse und dem Abbau allgemeiner umwelt- und einstellungsbedingter Barrieren, die das Lernen, Arbeiten und Leben behindern oder behindern können.
Sehbeeinträchtigung hat einen biologischen Kern - Zur Behinderung wird sie in der sozialen Welt zwischen Menschen und Barrieren.
Teilhabe zwischen professioneller Perspektive und Selbstvertretung: Unser Lehrstuhl verschreibt sich dem pädagogischen Leitprinzip einer umfassenden und gleichzeitigt selbstbestimmten Teilhabe aller behinderten Menschen, welche die professionelle und die selbstvertretende Perspektiven zu verbinden sucht. Wir möchten die erlebte Differenz aller Studierender und Lehrender hinsichtlich der Lern-, Lehr- und Forschungsbedingungen möglichst geringhalten. Damit verbunden sind die Ziele der Realisierung von barrierefreien Lehr- und Forschungsräumen sowie die behinderungssensible Gestaltung von Lern- und Lehrangeboten, die als fester Bestandteil der Lehrkräftebildung Modellcharakter entfalten sollen.
Behinderungserfahrungen sind keine Qualifikation - gleichzeitig sind Behinderungserfahrungen und Professionalität kein Widerspruch.
Wir sind Vollblutpädgoginnen und -pädagogen: Mit der Bezeichnung Pädagogik bei Sehbeeinträchtigungen soll der Ablehnung sozialrechtlicher und diagnostischer Begriffe als Orientierungsmaßstab im pädagogischen Handeln Ausdruck verliehen werden und der situative und relative Charakter von Behinderung und Beeinträchtigung jenseits fester Kategorien unterstrichen werden. Konsequenterweise liegt der Fokus des Studienangebots auf der pädagogischen Professionalisierung sowie dem Erwerb eines breiten didaktischen Werkzeugkastens und weniger auf einer diagnostisch orientierten, programmatischen Interventionslogik.
Wir wollen junge Menschen dabei unterstützen, interessierte und interessante Persönlichkeiten zu werden.