Intern
    Pädagogik bei Verhaltensstörungen

    vergangene Veranstaltungen im WiSe 22/23

    Veranstaltungen im WiSe 22/23

    Eine Veranstaltungsreihe des Lehrstuhls Sonderpädagogik V – Pädagogik bei Verhaltensstörungen und der GSiK-Zentrale, in Kooperation mit internen und externen PartnerInnen

    Der Lehrstuhl Sonderpädagogik V – Pädagogik bei Verhaltensstörungen – der Uni Würzburg organisiert zum wiederholten Mal in Kooperation mit der Zentrale für Globale Systeme und interkulturelle Kompetenz (GSiK) der Uni Würzburg eine Veranstaltungsreihe, die sich an Studierende aller Studiengänge und weitere Interessierte richtet.

    Die Teilnahme an den voneinander unabhängigen Veranstaltungen ist für alle Interessierten kostenlos. Studierende der Universität Würzburg können für jede Teilnahme einen GSiK-Punkt für ihr GSiK-Zertifikat erhalten (weitere Infos hierzu unter: https://www.uni-wuerzburg.de/gsik/zertifikate/

    Wir bitten alle Studierenden, sich zu den Workshops/Seminaren in WueStudy anzumelden (Veranstaltungsnummer 05048721). Externe Teilnehmer:innen melden sich bitte bei Johanna Lawall unter  johanna.lawall@uni-wuerzburg.de an. Die Zugangsdaten bei Online-Veranstaltungen werden in der Regel am Tag vor dem Workshop an alle Angemeldeten verschickt.

    Antiziganismus. Was ist das?: 02.11.2022 (17.00-19.00 Uhr) – Zoom

    Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik (IKiS) – Ein Angebot zur Förderung interkultureller Kompetenzen

    Eine Veranstaltungsreihe des Lehrstuhls Sonderpädagogik V – Pädagogik bei Verhaltensstörungen und der GSiK-Zentrale, in Kooperation mit internen und externen Partner:innen

    Auftaktveranstaltung der IKiS-Reihe im Wintersemester 2022/ 2023 mit dem Workshop „Antiziganismus. Was ist das?“ am 02.11.2022 via Zoom mit Frau Lara Raabe vom Bildungsforum gegen Antiziganismus.

    „Antiziganismus“ – ein Wort, das im gesamtgesellschaftlichen Kontext bis heute kaum bis keine Verwendung findet und noch immer vielen Menschen nicht geläufig ist. Dabei ist Antiziganismus einer von vielen Rassismen, der ebenfalls auf allen strukturellen und institutionellen gesellschaftlichen Ebenen stattfinden kann und auch stattfindet.      
    Aus diesem Grund lud das IKiS-Team Frau Lara Raabe vom Bildungsforum gegen Antiziganismus in Berlin ein, um mit interessierten Personen einen Einführungsworkshop zur Thematik des Antiziganismus zu gestalten und Begegnungsmöglichkeiten mit der Materie zu schaffen. Ziel des zweistündigen Online-Workshop war es, Wissen zur Themenstellung – auf theoretischer wie praktischer Ebene – zu vermitteln und so Öffnungsprozesse anzustoßen. Gleichzeitig sollten die Teilnehmenden sensibilisiert werden, Antiziganismus auszumachen und lernen, hierauf adäquat zu reagieren.   
    Lara Raabe setze in ihrem Workshop verschiedene Akzente und legte den Fokus immer wieder auf die (Selbst-) Reflexion der Teilnehmenden. Inhaltlich startete der Workshop mit einigen Impulsfragen und -aussagen, wie beispielsweise „Ich habe mich schon mit Antiziganismus und seiner Bedeutung für unsere Gesellschaft beschäftigt.“ oder „Ich habe mich mit dem NS-Völkermord an Sinti:ze und Rom:nja auseinandergesetzt.“ Zunächst sollten die Teilnehmenden eigene Antworten finden, ehe die Referentin begann, über die Kernthematik per se aufzuklären. In eben diesem Hauptteil konnten die Teilnehmenden vor allem breitgefächertes Wissen zu folgenden Aspekten generieren: Selbstbezeichnung der Sinti:ze und Rom:nja inklusive deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede, Arbeitsdefinition der „Allianz gegen Antiziganismus“, Nationalsozialismus und der rassistisch motivierte Völkermord, die Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti:ze und Rom:nja, Entwicklungen im Kampf gegen Antiziganismus.    
    Nach diesem theoriegeleiteten Teil sollten die Teilnehmenden in Praxisbeispielen ihr eben angeeignetes Wissen konsolidieren und aktiv umsetzen. Hierfür gab Lara Raabe den Teilnehmenden stereotype und rassistische Aussagen über die marginalisierte Personengruppe der Sinti:ze und Rom:nja. In Kleingruppenarbeit galt es nun, diese Zitate stichhaltig und mit validen Aussagen zu widerlegen und so in einer klaren und gesunden Argumentation gegen Antiziganismus einzutreten. So argumentierten die interessierten Studierenden beispielsweise über Aussagen wie „Ich hab´ja gar nichts gegen die, es ist aber schon komisch, dass die nirgends wirklich dazugehören.“ oder „`Z.` darf man ja jetzt auch nicht mehr sagen…dabei nennen die sich selber so.“      In einem gemeinsamen Abschlussplenum wurden diese Aussagen im Gesamtkontext kritisch beleuchtet und die Gruppen trugen ihre Argumentationsketten vor, diese untermauerte und ergänzte die Referentin punktuell mit weiteren Argumentationen und Praxisbeispielen. Ebenso trat die Gesamtgruppe in eine Reflexion über die Kleingruppenarbeit und sprach darüber, welche Emotionen solche Aussagen auslösen können – mitunter auch bei einzelnen Teilnehmenden selbst. Hieran schloss sich eine finale Reflexion an, in der einheitlicher Konsens über die Wichtigkeit des Themas herrschte sowie darüber, wie elementar Aufklärungsarbeit – wie beispielsweise in Form dieses Workshops – sei.

     Hintergrund der Referentin:

    Lara Raabe ist freie Mitarbeiterin des Bildungsforums gegen Antiziganismus und des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma. Sie ist Mitgründerin der Online-Plattform „Die andere Seite der Verfolgung. Selbstzeugnisse des 19. und 20. Jahrhunderts revisited“ und schreibt derzeit ihre Masterarbeit zur Rolle von Roma in dem Nürnberger Einsatzgruppen-Prozess und in der darauf basierenden Historiographie.

    Wir bedanken uns sehr herzlich bei Frau Lara Raabe für ihren sehr lehrreichen, informativen und kurzweiligen Workshop, den Studierenden für ihre Teilnahme, Mitarbeit und ihr Interesse an der Themenstellung, dem GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die finanzielle und organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.

     

     

    Unterstützte Kommunikation und Mehrsprachigkeit: 08.11.2022 (16.00-18.00 Uhr) - -1.102 am Wittelsbacherplatz

    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik“ (IKiS) fand am 08.11.2022 ein Vortrag zur Unterstützten Kommunikation und Mehrsprachigkeit mit Lena Lingk in Präsenz statt.

    Das Fachgebiet Unterstützte Kommunikation stellt im Fokus auf Mehrsprachigkeit ein junges Forschungsfeld dar. Maßnahmen aus dem Fachgebiet der Unterstützten Kommunikation richten sich an Menschen, die komplexe Kommunikationsbeeinträchtigungen aufweisen und auf alternative Kommunikationsformen angewiesen sind, um kommunizieren und teilhaben zu können. Jedoch geht es nicht nur darum, Menschen trotz eingeschränkter lautsprachlicher Fähigkeiten in einer Sprache zu verstehen, sondern diese in ihrer Mehrsprachigkeit, die sie im Alltag erleben, zu fördern.

    „Ein Mensch gilt als mehrsprachig, wenn dieser alltäglich in mehr als einer Sprache lebt.“ – mit dieser Definition findet Lena Lingk den Einstieg in ihren Vortrag. Dabei ist der Erwerb von Mehrsprachigkeit auch mit kognitiver Beeinträchtigung möglich und die Verwendung der Familiensprache eher förderlich als hinderlich, betont die Referentin. Hier widerspricht sie einer bisher gelebten Narrative, in der Mehrsprachigkeit als Nachteil deklariert wurde und stellt klar: Mehrsprachigkeit bildet eine kognitive und kommunikative Ressource.

    Anhand eines Fallbeispiels erklärte die Referentin, wie in der Praxis mehrsprachige Kommunikationshilfen angewendet werden. Sie erläutert, wie diese gebildet werden, und inwiefern sprachspezifische Aspekte auch bei der Symbolauswahl bei der Verwendung von Symboltafeln berücksichtigt werden müssen.

    Anschließend berichtet Lena Lingk über das KvDaZ-Projekt, an dem sie mitarbeitete: Ein Projekt an der Universität Köln zur Neukonzeption eines inklusiven und alltagsintegrierten Sprachförderkonzepts auf Kernvokabularbasis für den anfänglichen DaZ-Erwerb, das von 2016 bis 2020 durchgeführt wurde. Das KvDaZ-Konzept stützt sich in der Umsetzung auf bestimmte Strategien, die sich im Fokus aus förderlichen Rahmenbedingungen und sprachförderlichen Verhaltensweisen zusammensetzen (z.B.: Strukturieren der Umgebung, Kommunikationsthema festlegen und Kommunikationsanlass schaffen, Belohnen der Kommunikationsversuche) und wendet sich nicht nur an sprechende Kinder.

    Die Referentin schloss den Vortrag mit einer Frage- und Diskussionsrunde, die die Studierenden rege nutzten.

    Hintergrund der Referentin:

    Lena Lingk ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Pädagogik für Menschen mit Beeinträchtigungen der körperlichen und motorischen Entwicklung sowie am Forschungs- und Beratungszentrum für Unterstützte Kommunikation an der der Universität zu Köln, LUK Kommunikationspädagogin. Ihre Forschungsschwerpunkte sind: Mehrsprachigkeit in der Unterstützten Kommunikation, Sprachförderung bei Deutsch als Zweitsprache, Entwicklung von Sprachfördermaterialien und bilingualen Kommunikationsmaterialien. Wir bedanken uns sehr herzlich bei Frau Lingk für ihren sehr lehrreichen und informativen Vortrag, bei den Studierenden für ihre Teilnahme, Mitarbeit und ihr Interesse an der Themenstellung, beim GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die finanzielle und organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Univ.-Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.

    „Leben mit Persönlichem Budget und persönlicher Assistenz“: Veranstaltung mit Barbara Windbergs am 02.12.2022 im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik“

    Am Freitag, 02.12.2022, öffnete Herr Philipp Schmitt eine Sitzung seines Seminars „Selbstbestimmtes Reisen nach dem Assistenzmodell“ für die IKiS-Reihe. Für diese Sitzung wurde Barbara Windbergs eingeladen, die einen Vortrag über ihr Leben mit persönlicher Assistenz hielt. Frau Windbergs, die selbst vor vielen Jahren Sonderpädagogik an der JMU Würzburg studierte, erkrankte während des Studiums an MS und gestaltet ihr Leben seitdem selbstbestimmt mit dem Assistenzmodell.

    Zunächst berichtete sie in einem halbstündigen Vortrag über ihre Erfahrungen und Schwierigkeiten mit der Finanzierung der Assistenzleistungen über das persönliche Budget – ein Modell, das sich aufgrund der aktuellen Anforderungen mit ihrer Vorstellung von Leben und Teilhabe nicht vereinen lässt. Sie wechselte daraufhin in ein flexibleres Assistenzmodel und beschäftigt derzeit 7 Assistentinnen, die sie 16 Stunden am Tag unterstützen. Durch diese Assistenzleistungen ist es ihr möglich, trotz der körperlichen Einschränkungen ein selbstbestimmtes Leben mit bestmöglicher Teilhabe zu leben.

    In einer anschließenden Frage- und Diskussionsrunde hatten die Studierenden die Möglichkeit, Fragen zu diesem Lebens- und Assistenzmodell zu stellen. Bei diversen Beiträgen kam Barbara Windbergs immer wieder auf eine besondere Herausforderung zu sprechen: die Gesetzgebung und Unterstützungsleistungen unterscheiden sich innerhalb Deutschlands sehr stark zwischen den Bundesländern und einzelnen Bezirken, sodass die Beantragung von Leistungen stets mit einem hohen organisatorischen und bürokratischen Aufwand verbunden ist, der nicht selten in Klagen vor dem Sozialgericht endet. Diese zusätzliche Behinderung und Herausforderung beschreibt Frau Windbergs als enorme Einschränkung in ihrer Teilhabe und fordert darum u.a. eine bundeseinheitliche Gesetzgebung und personenzentrierte Bedarfserfassung. 

    Hintergrund der Referentin:

    Barbara Windbergs erkrankte während ihres Studiums an MS und ist seit ca. 20 Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen. Sie ist Gründungs- und Vorstandsmitglied von WüSL e.V. und arbeitet ehrenamtlich zu den Themen „Persönliche Assistenz“ und Barrierefreiheit. Seit 2010 praktiziert sie das sogenannte „Arbeitgebermodell“ für ihr selbstbestimmtes Leben.

    Wir bedanken uns sehr herzlich bei Frau Barbara Windbergs für die sehr interessante, erkenntnisreiche und kurzweilige Veranstaltung, den Studierenden für ihre Teilnahme, Mitarbeit und ihr Interesse an der Themenstellung, dem GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.

    „Auf die Begegnung kommt es an“: Online-Veranstaltung mit Raúl Krauthausen am 29.11.2022 (18.00-19.00) Uhr via Zoom in Kooperation mit dem Würzburger Ombudsrat in Trägerschaft des Würzburger Bündnisses für Demokratie und Zivilcourage e.V.

    Zu einem besonderen Highlight der IKiS-Veranstaltungsreihe im aktuellen Wintersemester 2022/ 23 lud das GSiK-Team gemeinsam mit dem Würzburger Ombudsrat in Trägerschaft des Würzburger Bündnisses für Demokratie und Zivilcourage e.V. Herrn Raúl Krauthausen ein. Gemeinsam mit rund 200 interessierten Teilnehmer:innen aus ganz Deutschland sprach dieser etwa eine Stunde lang unter anderem über das aktuelle Inklusionsgeschehen sowie über die Limitationen und Chancen der Inklusionsthematik.

    Zu Beginn der Veranstaltung stellte Frau Romina Gulyas den Würzburger Ombudsrat – die unabhängige Antidiskriminierungsstelle für Würzburg – und Frau Johanna Lawall das GSiKProjekt inklusive des Teilbereichs der Sonderpädagogik (Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen) vor, ehe Raúl Krauthausen seinen inhaltlichen Vortrag begann.

    Herr Krauthausen gestaltete seinen Redebeitrag über das Thema der Inklusion auf eine Art und Weise sehr klar, zum Teil „schonungslos-radikal“ und immer wieder so, dass die Zuhörerschaft aktiv zur Reflexion und zum Mit- sowie Umdenken angeregt wurde. Er legte viele objektive wie subjektive Kritikpunkte am derzeitigen Konzept der Inklusion offen. Diese Brücken zwischen Theorie und Praxis wurden gespickt von vielen Metaphern und persönlichen Erfahrungen. Ebenso gab er seiner Zuhörerschaft zentrale Apelle mit auf den Weg, um das Inklusionsgeschehen künftig so zu gestalten, wie es eigentlich sein sollte: inklusiv.

    So sprach Raúl Krauthausen beispielsweise davon, dass es wichtig und richtig wäre, die Menschen mit Behinderung aktiv in jegliche Fragestellungen miteinzubeziehen. Stattdessen erlebe er sehr oft, dass nicht-behinderte Menschen die Entscheidungsträger:innen und Mandatsinhaber:innen in jeglichen Gremien und Institutionen seien – wie im universitären Kontext, in Ministerien oder Institutionen des öffentlichen Lebens. Dabei sollten sich eben diese Personengruppen eigentlich die Frage stellen: „Wer, wenn nicht die behinderten Menschen, kann beurteilen, ob dies ein sinnvolles Projekt o.ä. ist?“. Ebenso kritisierte er, dass in seiner Wahrnehmung behinderte Menschen oftmals instrumentalisiert und teilweise sogar ausgenutzt werden, ohne, dass für diese in den verschiedensten Situationen ein Mehrwert odUm das Publikum auf den Weg der Inklusion mitzunehmen, verglich Raúl Krauthausen diese wie folgt: „Inklusion ist kein Bullerbü. Inklusion ist kein Regenbogen. Inklusion ist wie ein Park.“ So solle man sich beispielsweise einen Stadtpark vorstellen – das Wetter sei schön, man gehe in den Park. Dort treffe man andere, ganz verschiedene, Menschen. Manche kommen einem nahe, manche (eher) nicht. Manche Menschen erscheinen einem sympathisch, andere (eher) nicht. Jeder in diesem Park hat das Recht, dort zu sein. Keiner in diesem Park hat das Recht, einem anderen Menschen zu verbieten, auch im Park anwesend zu sein. Nicht einmal die Park-Ranger:innen könnten ohne weiteres Platzverweise o.ä. aussprechen. Inklusion ist für Raúl Krauthausen der „Zutritt zum Park“.

    Raúl Krauthausens zentrale Botschaft der Veranstaltung war stets die Aufforderung, dass man sich begegnen müsse. Die Begegnung der verschiedensten Menschengruppen – auch die Begegnung der Menschen mit und ohne Behinderung – sei elementar. Wir sollten keine Stellverterter:innendebatte führen, man müsse stattdessen einander kennenlernen können und dürfen, so Krauthausen. Dadurch lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede filtern, man könne von- und miteinander lernen und explorieren. Teilhabe müsse gelebt werden durch beispielsweise barrierefreie Zugänge und Gebäude, aber auch die Teilgabe sei elementar. Dies z.B: durch die Repräsentation behinderter Künstler:innen, Vorständ:innen, Entscheidungsträger:innen. Raúl Krauthausen untermauerte sehr eindrücklich: „Erst das Zusammenspiel von Teilhabe und Teilgabe ist Inklusion.“

    Seine Schlussworte gestaltete er dahingehend metaphorisch, dass er mit Nachdruck betonte, dass Inklusion keine Checkliste sei. Es sei viel mehr so etwas wie der Klimaschutz – etwas, das immer weitergehe. Es sei ein Prozess, der sich immer weiter drehe. Inklusion sei niemals fertig, denn Menschen zeigen immer eine Vielfalt auf.

    Im Anschluss an Herrn Krauthausens Redebeitrag wurde den Zuhörer:innen die Möglichkeit gegeben, eigene Fragen zu generieren und in den Diskurs mit dem Referenten zu treten. Hier entstand final eine lebendige Debatte.

    Hintergrund des Referenten:

    Raúl Krauthausen ist Inklusions-Aktivist, Gründer der SOZIALHELDEN und studierter Kommunikationswirt. Sein Einsatz in den Bereichen Inklusion und Soziales Engagement wurde unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Grimme Online Award ausgezeichnet. 2014 erschien seine Autobiographie „Dachdecker wollte ich eh nicht werden – Das Leben aus der Rollstuhlperspektive“. Seit 2015 moderiert er „KRAUTHAUSEN – face to face“, ein Talkformat auf Sport1. Er hält regelmäßig Vorträge zu den Themen Inklusion, Vielfalt und gesellschaftliches Zusammenleben und präsentiert u.a. die Podcasts „Im Aufzug“ und „Die neue Norm“. Sein Podcast „Wie kann ich was bewegen?“ ist im Oktober 2021 als gleichnamiges Buch erschienen, das er gemeinsam mit Benjamin Schwarz geschrieben hat.

    Wir bedanken uns sehr herzlich bei Herrn Raúl Krauthausen für die sehr interessante, erkenntnisreiche und kurzweilige Veranstaltung, den Studierenden sowie externen Teilnehmenden für ihr Interesse an der Themenstellung. Herzlichen Dank dem GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die organisatorische Hilfe, unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung sowie dem Würzburger Ombudsrat in Trägerschaft für Demokratie und Zivilcourage e.V. für die Kooperation und dem Bundendesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und „Demokratie leben!“ für die finanzielle Förderung.

    Diese Veranstaltung wurde organisiert in Kooperation mit dem Würzburger Ombudsrat in Trägerschaft des Würzburger Bündnisses für Demokratie und Zivilcourage e.V. und finanziell gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und Demokratie leben!

     

    Boys will be boys. Rape Culture in Deutschland.

    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Interkulturelle Kompetenz in der Sonderpädagogik“ (IKiS) fand am 01.12.2022 ein Workshop zur „Vergewaltigungskultur in Deutschland“ statt.

    Bereits in der Vorstellungsrunde wurden der Titel des Workshops „Boys will be boys.“ und die damit einhergehenden Assoziationen besprochen. Durch den Austausch erarbeiteten sich die Teilnehmenden eine Arbeitsdefinition von „Rape Culture“: „Alle gesellschaftlichen Handlungen, die sexualisierte Gewalt trivialisieren, entschuldigen oder sogar glorifizieren.“ Damit wurde auch abgegrenzt und festgelegt, was „Vergewaltigungskultur“ nicht beinhaltet: „Vergewaltigungskultur bedeutet nicht zwingend, dass in dieser Kultur eine Mehrheit der Menschen sexuelle Übergriffe in Ordnung findet, oder dass besonders viele Sexualstraftaten verübt werden. Vielmehr bezeichnet der Ausdruck Rape Culture ein gesellschaftliches Umfeld, das sexualisierte Gewalt herunterspielt.“

    Daraufhin setzten sich die Teilnehmenden mit Grundbegriffen wie Patriarchat, Misogynie, Sexualisierte Gewalt und Victim Blaming auseinander. Dies schaffte die Basis für den weiteren Verlauf des Workshops, in dem gezeigt wurde, wie sich „Rape Culture“ in Deutschland äußert.

    Hierbei wurde das Gedicht Heideröslein (1827) von Goethe herangezogen, außerdem noch Ausschnitte von Zeitschriften, um die Sprache rund um Sex und Sexualität zu analysieren. Es zeigte sich, wie heteronormative Vorstellungen von Sexualität und Geschlecht durch das Verharren in stereotypischen Rollenbildern sexualisierte Gewalt fördern.

    Nach einem kleinen Quiz über Zahlen und Fakten zu sexualisierter Gewalt gab die Referentin einen Einblick in tradierte Vergewaltigungsmythen und das Sexualstrafrecht in Deutschland.

    Am Ende des Workshops erfolgte ein Input zu Konsens und wie Konsens in Bezug auf Körper, Sexualität und Grenzen verlaufen kann.

    Workshopleitende:

    Der Workshop wurde konzeptualisiert von Johanna Lawall (wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen) und Angela Nasimi (studentische Hilfskraft am Lehrstuhl Pädagogik bei Verhaltensstörungen). Die Durchführung hat Angela Nasimi übernommen. Sie ist Studentin der Pädagogik und Political and Social Studies an der Universität Würzburg. Im Rahmen ihrer Tätigkeit am Lehrstuhl gab sie bereits Workshops zu Themen wie Rassismus, Intersektionalität und Gender, außerdem ist sie derzeit als Referentin im Gemeinschaftsprojekt „Rassismus in Würzburg: Wir stellen uns!“ tätig, welches von der Jugendbildungsstätte Unterfranken, Würzburg KUlturS e.V., Akademie Frankenwarte und weiteren ins Leben gerufen wurde.

    Wir bedanken uns sehr herzlich für den informativen und interaktiven Workshop, bei den Studierenden für ihre Teilnahme, Mitarbeit und ihr Interesse an der Themenstellung, beim GSiK-Team samt studentischen Hilfskräften für die finanzielle und organisatorische Hilfe sowie bei unserem Lehrstuhlinhaber Herrn Univ.-Prof. Dr. Roland Stein für die Unterstützung.